Wer in der Gastronomie arbeitet ist selber schuld und kann nichts Besseres. Stimmt? Stimmt nicht.
Wenn etwas stimmt, dann die Tatsache, dass man, um in der Gastronomie erfolgreich zu sein, sehr smart sein muss und nur dann wird man Erfolg haben. Im Hotel zu arbeiten heißt, jeden Tag eine andere Erfahrung machen. Routine gibt es nicht. Es gibt routinierten Umgang mit neuen Herausforderungen und ein sich ständig veränderndes Berufsbild. Wer keine Veränderung mag, sollte auf keinen Fall eine Karriere in dieser Branche anstreben.
Noch etwas anderes ist wahr: es ist Zeit, jede Menge alte Zöpfe abzuschneiden.
Zu diesen Zöpfen gehört auch, dass man endlose Stunden arbeiten muss und immer dann, wenn alle anderen frei haben. Das war einmal und kommt nicht wieder. Wir haben uns zu diesem Thema viele Gedanken gemacht und sind zu ganz anderen Lösungen gekommen. Diese sind nicht auf jeden Betrieb übertragbar, aber für uns stellen sie eine gute Lösung dar.
Unsere Betriebe, das sind zwei Hotels in Nordfriesland und ein Fine-Dining-Restaurant an der Ostsee. Wir öffnen zwei davon nur saisonal und an unserem Hauptsitz in Friedrichstadt haben wir, wenn Corona unter Kontrolle ist, 11 Monate im Jahr geöffnet. Dieses Zusammenspiel von Öffnungszeiten erlaubt uns, zu den Saisonzeiten in denen in Schleswig-Holstein viele Touristen (unsere Gäste) unterwegs sind, mit voller Kraft zu arbeiten, aber eben nicht mit 14-16 Stunden täglich sondern je nach Modell nur an 4 Tagen der Woche oder an 5 Tagen der Woche insgesamt ca. 38 Stunden insgesamt. Regulär sind zwei Wochenenden im Monat wegen eines ausgeklügelten Rotationsschemas frei ( auch in der Saison!) und im Winter arbeiten beispielsweise die Köche im Abstand von 10 Tagen jeweils 4 Tage.
Daneben schulen wir im Winter unsere ausländischen Azubis in Deutscher Sprache und intensivem Fachpraxisunterricht. Ja, wir haben Azubis und wir haben viele langjährige Mitarbeiter. Nein, es geht nicht immer ohne Probleme über die Bühne, aber der Regelbetrieb ist wie oben beschrieben.
Ich persönlich habe nie verstanden, was daran so toll sein soll, wenn man unendliche Stunden arbeitet. Meine Arbeit ist mein Leben, aber eben nur ein Teil davon. Deshalb war es mir immer extrem wichtig, meine Arbeit so organisiert zu machen, dass ich auch andere Dinge machen konnte: surfen, segeln, reiten, reisen, you name it!
Heute bin ich dafür leider nicht mehr fit genug, aber meine Erfahrungen, die teile ich beispielsweise mit meinen Köchen und verbiete ihnen diese schwachsinnigen Marathonzeiten in der Küche. Die sind nur sehr kurzfristig zielführend und machen auch die besten irre.